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Das „Bunte - Abend“ Problem

Das Dilemma, wenn man seine Qi Gong Kurse voll kriegen will

Manche Leute nehmen an einem Kurs teil und erwarten so etwas wie einen „Bunten Abend“. Einige Kursleiter erfüllen diese Erwartungshaltung auch.

„Bunter Abend“ bedeutet, dass man ein paar Qi Gong Übungen erlernt und einübt, aber dann relativ bald neue Übungen einführt. An einer kleineren Volkshochschule beispielsweise hat man schnell eine feste Gruppe. Dann bietet man im übernächsten Semester gerne eine andere Übungsfolge wie z.B. die „acht Brokate“ an. Ziel ist es, dass es den Leuten nicht langweilig wird.

Und da setzt meine Kritik an:
Wenn es dir beim Qi Gong langweilig wird, dann hast du etwas „falsch“ gemacht!
Natürlich gibt es hier nicht wirklich ein „Falsch“ und ein „Richtig“.
Aber die Übungen greifen dann eben nicht!
Und dann machst du kein Qi Gong, sondern nette Übungen, die äußerlich Ähnlichkeiten mit Qi Gong haben. Das mag sicherlich auch entspannend wirken. Aber eine Entspannung ist nicht das eigentliche Ziel.
Provokant formuliert könnte man sagen:
Manche machen Qi Gong, um zu entspannen, aber eigentlich sollte man entspannen, um Qi Gong machen zu können!

Wenn die Übungen greifen, dann spürst du irgendwann das Qi!
Du spürts dann etwa, dass es fließt oder du fühlst dich generell ganz in dieses Qi eingetaucht. Wenn dieses Qi ausgeglichen ist, dann fühlst du einerseits eine tiefe Ruhe, andererseits hast du noch die Kraft für deine vielfältigen Aufgabe.

Wenn deine Qi Gong Praxis also Wirkung zeigt, dann wird es dir nicht langweilig, auch dann nicht, wenn du jahrelang dieselben Übungen machst.

Bei mir ist es so, dass ich mich im Laufe der Jahre immer weniger bewegen will. Übungen aus dem „Stehenden Qi Gong“ (zhan zhuang) finde ich persönlich mittlerweile viel intensiver. Ein Verlangen nach großer Abwechslung habe ich nicht mehr.

Wenn man als Lehrer nun diese tieferen Erfahrungen machen durfte, dann steht man vor einem Dilemma: Wenn man seine Künste so unterrichtet, wie man sie als tiefgreifend erfahren hat, dann sind die Teilnehmer schnell gelangweilt. Da man ja immer dasselbe macht, kommen sie dann oft auch nicht. Das liegt daran, dass die meisten Teilnehmer ihr Qi nicht spüren können und auch zuhause nicht an der Verfeinerung ihrer Wahrnehmung arbeiten.

Geht man auf den „Bunte-Abend-Modus“, dann fühlt sich das für mich zumindest ein wenig wie ein Verrat an einer „heiligen“ Sache an.

Das ist einer der Gründe, warum ich mich als Lehrer zurückgezogen habe. Mein Qi Gong hat sich im Laufe der Jahre verändert, aber die Teilnehmer sind gleichgeblieben. Der Abstand zwischen mir und den Leuten ist sehr groß geworden.

Nun muss ich einige Zeit in mich hineinhorchen. Vielleicht finde ich in 1 oder 2 Jahren eine Lösung für mein Dilemma.

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